Zur letzten Sommersonnenwende kam ich mit Freunden zusammen, wir feierten den Tag ausgelassen und führten natürlich auch ein kleines Ritual durch. Teil dieses Rituals war, die Vision für das eigene Leben in Worte zu fassen und der transformierenden Kraft des Feuers zu übergeben. Mein Problem dabei: in meinem Kopf entstand keine Vision. Es gab kein Bild vor meinem geistigen Auge, das ich in Worte hätte fassen können. Was heißt das denn nun für meine Zukunft? Welches Ziel soll ich denn erreichen, wenn ich es mir nicht vorzustellen vermag?
Ich finde es immer hart, mich in einer Situation wiederzufinden, in der ich Wünsche, Träume, Ziele, Visionen formulieren soll, mir dazu aber nichts einfällt. Oder die Worte, die ich niederschreibe, vollkommen banal und unbedeutend klingen. Ich meine, wir müssen uns doch alle immer etwas Großes und Bedeutendes wünschen. Sonst hat das doch keinen Sinn.
Und dann fällt mein Blick auf einen Kühlschrankmagneten, der mich viele Jahre begleitet: Einen Scheiß muss ich, steht da drauf. Harte Worte. Und doch so wahr.
Es gibt Phasen im Leben eines Menschen, da sind die Ziele vergleichsweise klein und doch für diesen Menschen umso bedeutender. Für mich ist es derzeit wichtig, dem Weg auf der Suche nach mir selbst zu folgen, ohne dem Ganzen eine Richtung oder ein konkretes Ergebnis vorweg zu nehmen. Ich will wissen, wo mich der Fluss des Lebens hintreibt, wenn ich mich ihm einfach überlasse. Der Prozess wäre zu Ende, sobald ich dem eine konkrete Vision oder einen Wunsch entgegen stelle.
Und auch wenn ich mich nicht entschieden hätte, mich diesem Prozess anzuvertrauen: es ist vollkommen in Ordnung im Leben mal nicht zu wissen, wo es als Nächstes hingeht. Es braucht Zeiten des Innehaltens und der Reflexion, nicht nur zu den Rauhnächten. Schließlich will die Frage danach, wo ich im Leben stehe, auch beantwortet werden. Das Resultat einer solchen Innenschau ist zu Beginn der Reise in der Regel nicht bekannt. Es gibt kein fertiges Bild vom Ergebnis. Und doch bringt uns der Prozess an ein Ziel. Ein Ende dem ein neuer Anfang innewohnt.
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Dazu fallen mir zwei Zitate ein:
Manchmal ist es eben gut, wenn man nicht so recht weiß, was real ist. Dann kommt man unter Umständen auf Pfärten, auf die man sonst nicht kommen würde. (Hans-Peter Emil Dürr, 1929 – 2014, dt. Physiker & Essayist)
Und gerade dadurch, dass man sich irrt, findet man manchmal den Weg. (Vincent Willem van Gogh, 1853 – 1890, nied. Maler & Zeichner)
„Es braucht Zeiten des Innehaltens und der Reflexion, nicht nur zu den Rauhnächten. Schließlich will die Frage danach, wo ich im Leben stehe, auch beantwortet werden. Das Resultat einer solchen Innenschau ist zu Beginn der Reise in der Regel nicht bekannt. Es gibt kein fertiges Bild vom Ergebnis. Und doch bringt uns der Prozess an ein Ziel. Ein Ende dem ein neuer Anfang innewohnt.“
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Herzlichen Dank für Deinen Beitrag!