Akzeptanz
Bestimmt kennst auch du die Momente, in denen ein innerer Kampf tobt. Dein Körper will das eine, dein Kopf etwas anderes, und dann ist da noch dein Herz – das dich in eine ganz andere Richtung zieht. Eine Mischung aus widersprüchlichen Gefühlen und Gedanken, die wir oft als Chaos bezeichnen.
Als Frau, die immer alles perfekt machen und keinen Moment im Leben verpassen wollte, habe ich dieses Chaos oft erlebt. So oft, dass ich fast süchtig danach wurde. Dieser Zustand, so unruhig und verwirrend er auch war, ließ mich lebendig fühlen. Deshalb verstehe und respektiere ich Menschen, die sich in einem ähnlichen Zustand befinden. Ich weiß, dass es Gründe gibt, warum sie so handeln, wie sie es tun.
Doch kann Akzeptanz helfen? Und wenn ja, was genau sollen wir akzeptieren?
Über Akzeptanz gibt es viele Geschichten und Meinungen. Doch was ich aus eigener Erfahrung sagen kann: Ein Einfaches „Akzeptiere es“ reicht nicht aus, um aus diesem inneren Chaos auszubrechen. Und es passiert auch nicht von einer Sekunde zur nächsten.
Genau da beginnt das eigentliche Spiel.
Ich bin keine Psychologin, aber ich liebe alles, was mit bewusstem Leben zu tun hat, und ich habe gelernt, dass viele Ratschläge oft nur an der Oberfläche kratzen. Wir versuchen, einem gut gemeinten Rat zu folgen, weil wir glauben, dass er uns guttut. Doch ich frage dich: Wie lange hält das bei dir wirklich an?
Diese Frage stelle ich dir nicht, weil ich selbst alles, was ich gelesen oder gelernt habe, immer langfristig umsetzen konnte. Im Gegenteil. Ich kenne den krampfhaften Versuch, das Chaos zu ordnen. Doch dieser Versuch, das Chaos zu beseitigen, ist oft nur ein Deckel, der die Schatten verdeckt, die in uns schlummern und die wir lieber nicht ansehen wollen.
Als Teenager wollte ich die Welt erobern und mir selbst beweisen, dass ich Potenzial habe. Egal, was ich tat – ich wollte immer 200 % geben. Ob im Sport, später im Job oder in Beziehungen. Ich setzte mich selbst und andere unter immensen Druck. Meine Erwartungen an mich selbst waren hoch, und an andere waren sie sogar noch höher.
Doch auf Dauer in allen Bereichen des Lebens 200 % zu geben, ist unmöglich. Das musste ich selbst lernen.
Akzeptieren lernen
Nicht den Zustand zu akzeptieren, sondern die Gründe, die uns in diesen Zustand geführt haben – das ist die Lektion, die ich lernen durfte.
Ich wollte immer das Akzeptieren, was offensichtlich war. Ich wollte akzeptieren, dass ich keinen Sport machen konnte, weil mein Körper erschöpft war. Ich wollte akzeptieren, dass ich es nicht schaffte, Vertrauen in andere aufzubauen. Ich wollte akzeptieren, dass ich mich festgefahren fühlte.
Doch egal, wie sehr ich mich bemühte, tief in mir spürte ich, dass ich nicht wirklich akzeptieren konnte.
Heute weiß ich, warum.
Ich hatte Angst davor, zurückzugehen, weil ich befürchtete, wieder am Anfang zu stehen. Bis ich verstand, dass es nie ein „zurück zum Anfang“ ist, sondern immer ein „Neuanfang“.
Es geht darum, an die Wurzeln zu gehen und dort zu akzeptieren, was damals geschehen ist.
Akzeptieren, dass ich mich damals nicht verteidigen konnte. Akzeptieren, dass ich etwas nicht verstand. Akzeptieren, dass ich Wut und Hass empfunden habe.
So oft wollen wir in unserem Leben vorankommen, ohne zu bemerken, dass wir im Grunde auf demselben Punkt stehen und uns nur die Situationen ändern.
Ich sage nicht, dass es leicht ist, diesen Schritt zurückzugehen – besonders nicht für das Ego.
Doch wäre es nicht einen Versuch wert, dem Ego zu zeigen, dass es seine Kraft nutzen kann, um weiterzukommen, anstatt immer auf der Stelle zu treten?
Die wahre Bedeutung von Akzeptanz
Wahre Akzeptanz ist keine einfache Aufgabe. Sie verlangt, dass wir bereit sind, tiefer zu blicken, dass wir die Bereitschaft aufbringen, nicht nur das Offensichtliche, sondern auch die verborgenen Wunden in uns anzunehmen.
Echte Akzeptanz beginnt dort, wo wir die Ereignisse hinterfragen, die uns geprägt haben. Dort, wo wir zurückgehen, und uns erinnern, wann und wo das Chaos begonnen hat – an den Punkten, wo die Wunden entstanden sind.
Akzeptanz ist also kein Ziel, sondern der erste Schritt auf einem Weg zu innerem Frieden. Sie ist wie ein Anker, den wir in unserer Vergangenheit auswerfen, um Stabilität zu finden und die Stärke zu entwickeln, voranzugehen.
Dieser Prozess erfordert Mut und Geduld. Doch er ist auch der einzige Weg, um wirklich weiterzugehen – ohne ständig das gleiche alte Chaos zu durchleben.
Es ist der Mut, unsere Geschichte anzuerkennen, unsere Wunden zu würdigen und uns nicht länger davor zu scheuen, sie als Teil von uns zu betrachten.
Wahre Akzeptanz ist die Entscheidung, all das anzunehmen, was wir sind und was wir erlebt haben.
Erst wenn wir diesen Mut aufbringen, können wir in unserem Leben frei und authentisch voranschreiten, ohne immer wieder an denselben inneren Schmerz gebunden zu sein.
Das finde ich schön ausgedrückt, schöne Metapher:
Sie ist wie ein Anker, den wir in unserer Vergangenheit auswerfen, um Stabilität zu finden und die Stärke zu entwickeln, voranzugehen.
DANKE sehr. Kam heute den Impuls und habe ich alles akzeptiert
Ja, ein einfaches „Akzeptiere es“ hat bei mir auch nie funktioniert – manchmal ganz kurz, aber dann kam es wuchtiger zurück.
Annehmen, wer wir sind – mit allen Seiten und sich nicht verurteilen – alles, was wir erlebt haben, annehmen – das war auch einer meiner Schlüssel.
Auch für diesen Text danke ich Dir, liebe Erika!
Ich danke Dir liebe Renate für Deine Wertschätzung und Wahrnehmung. Fühle dich umarmt von mir.